Hochzeiten. Laya war in den letzten Jahren auf so vielen Hochzeiten gewesen, dass sie wahrscheinlich mehr als ihre beiden Hände brauchen würde, um jene zu zählen. Hochzeiten und Geschäftsessen waren die Veranstaltungen, für welche sie meist gebucht wurde. Es waren die Veranstaltungen, zu welchen Menschen nicht gerne alleine gehen wollten, aus Sorge, dass man sie für ihren Status verurteilte oder um lästige Gespräche zu vermeiden, in welchen Tanten einen über die eigene Hochzeit oder den Mangel jener ausquetschten. Laya konnte es nachvollziehen. Da sie jedoch so oft auf Hochzeiten war, wusste sie immerhin, wie sie sich zu verhalten hatte und worauf es ankam. Sie trug ein subtiles Kleid und hatte sich alle Informationen, die sie über ihre Kundin hatte, gemerkt. Den Namen ihrer Freunde, die Namen wichtiger Verwandte, lustige Fakten zur Kundin selbst, damit niemand merken würde, dass beide sich heute zum ersten Mal sahen. Dass Laya Kundinnen hatte, kam selten vor. Meist waren es Männer, die ihre Dienste buchten, seltener Frauen. Doch sie freute sich gleichermaßen über alle Aufträge gleichermaßen.
Sie kam schließlich am Ort der Feier an und sah bereits vom weiten Deirdre. Zumindest sah sie so aus, wie beschrieben und war die Einzige, die wartete. Ein warmes Lächeln zierte die Lippen der Dunkelhaarigen, als würde sie tatsächlich jemanden sehen, den sie kannte, den sie vielleicht sogar liebte. „Ich hoffe, ich bin nicht zu spät.“, sagte sie, als sie Deirdre erreichte und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Es war eine Art Schmatzer, wie man ihn wahrscheinlich auch seinen Großeltern geben würde, doch das war das Einzige, was im Preis bereits einbezogen war. Wenn Deirdre mehr wollte, musste sie auch mehr bezahlen. Sie griff nach Deirdres Hand und hielt jene, wie man es bei einem Partner tat. „Ich denke wir sollten reingehen. Wir wollen immerhin die Zeremonie nicht verpassen.“